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Google Reader Retired – RIP gReader –“Das wird Google noch bereuen”

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Es folgt ein frei aus dem Englischen übersetzter Artikel zum Thema: Google Reader

Das wird Google noch bereuen

Ein oft gemachter Fehler bei Spitzen-Entrepreneuren ist die Annahme, dass wenn ein Produkt weniger häufig genutzt wird, es damit automatisch überflüssig sei. Manchmal ist es so, aber nur manchmal, meistens eben nicht.

Google hat einen großen Fehler gemacht, den Google Reader einzustellen. Jetzt wird ein wellenartiger Negativeffekt das Unternehmen treffen, dessen Folgen sich derzeit kaum abschätzen lassen. Ich weiß, dass schon viel zu diesem Thema geschrieben wurde, aber ich will heute das ganze mal aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten.

Microsoft Word, Mitte der 90er-Jahre

Ich habe die folgende Story zwar nicht selbst erlebt, aber einer meiner Kollegen & besten Freunde erzählte mir davon. Damals arbeiteten wir beide noch für Microsoft und er werkelte an der Beta Version von Word rum. Microsoft entfernte tatsächlich den heute allseits beliebten "Wörterzähler" kurz bevor die Software für Testzwecke an Journalisten und Techies geschickt wurde. Ich weiß nicht mehr genau was der Grund dafür war (Anweisung von oben oder ein Bug, etc). Jedenfalls hatte Microsoft das Feature bereits implementiert gehabt, wollte aber kurzerhand darauf verzichten, weil Tests ergaben, dass es intern nur wenig genutzt wurde.

Was dann geschah, kann sich fast jeder denken. Die Journalisten hatten sich -wie viele andere Nutzer auch- in den Wörterzähler verguckt, obgleich man es ja eigentlich nicht wirklich brauchte um seine Schreibarbeiten effektiv erledigen zu können. Dennoch liebten die Leute dieses Feature und dementsprechend schlecht vielen dann auch die Reviews aus. Mein Kumpel von Microsoft erzählte mir dann, dass er sich noch gut daran erinnern konnte, wie der fehlende Word-Counter der große Aufhänger für alle niederschmetternden Kritiken wurde.

Multiplikatoren im Social Web

Was jetzt passieren wird, liegt eigentlich auf der Hand. Die Influencer wurden attackiert und werden schon bald zurückschlagen....Ja, Führungsleute & Influencers werden bei strategischen Entscheidungen eigentlich immer stärker berücksichtigt als der Durschnittsnutzer. Bei Google jedoch nicht?! Das ist aber eigentlich Standard so. MS Outlook wurde auch nicht den Firmen schmackhaft gemacht, indem jeder einzelne Angestellte überzeugt wurde. Nein, den IT Vorständen und CIOs der Firmen wurde der Nutzen und die Arbeitserleichterung für alle Angestellten gezeigt. Diese konnten dann auch besonders schnell entscheiden, ob das Produkt etwas für ihre Mitarbeiter ist.

Die Drei selbstverursachten Wunden

1. Google erzählte uns, sie würden in Zukunft mehr "Social" werden wollen. Aber man kann nicht mehr Social "sein wollen", wenn man das Konzept von Influences überhaupt nicht versteht. Indem sie ein solides Produkt hinschmeißen, das von eben solchen Entscheidern und Meinungsmachern des Webs geliebt und auch gelebt wurde, sorgen sie massiv für Entfremdung und Misstrauen. Tatsächlich hatte das Einstellen eines Produktes wie zB. Picnik -das ja wesentlich mehr User hatte - auf das Business kaum Impakt, weil die Nutzer halt keine Influencer waren. Die Nutzerzahl allein und als solches darf niemals eine Metric sein, die darüber entscheidet, ob ein Produkt weiterbestehen soll oder nicht. Man muss mindestens ein "per-unit-of-effort" berechnen und den strategischen Wert (Verstärkungs-Effekt) des Produktes (und des jeweiligen Nutzers) einbeziehen. Lockvogelangebote müssen nicht schlecht sein. Denn eigentlich sind fast alle Google-Services eine Art Lockangebot.

2. Google hat gerade indirekt auch seinen anderen Produkten massiv geschadet. Allen voran Feedburner (um den sie sich wahrscheinlich ohnehin nur noch einen Dreck scheren; aber sie wissen auch nicht, wie sie jetzt wieder aus der Nummer rauskommen sollen, denn Feedburner lässt sich nur schwer ersetzen geschweige denn abstellen). Doch weitaus gravierender ist vielleicht der Schaden für Blogger. Google hat bis heute nicht herausgefunden, wie man Blogger verbessern kann. Tumblr und WordPress sind kaum aufzuhalten, sie verstehen es einfach besser wie man es Nutzern vereinfacht, Posts komfortabel im Internet zu veröffentlichen. Was mich doch ein wenig verwundert, denn Google sollte doch eigentlich an vielen Seitenimpressionen Interesse haben. Denn je mehr Seiten -mit AdSense-Anzeigen drin- aufgerufen werden, desto mehr Einnahmen werden damit auch erzielt. Google´s primäres Business-Modell ist doch nach wie vor werbebasiert (AdWords / AdSense Kombo). Oder nicht?

3. Und Letztlich sendet Google einfach ein völlig falsches Signal nach draußen (an uns alle). Nämlich dass es bereit ist, ein jedes Produkt kampflos einzustampfen, wenn sie es nicht schaffen, die kritische Masse an Usern zu erreichen. User, Professionals und Unternehmen können auf kein Google-Produkt vertrauen, wenn es sich langfristig nicht so bewährt hat, dass ausreichend viele Nutzer gebunden wurden. Doch welche Google-Produkte sind noch vertrauenswürdig? Zählen Google Talk und Google Wallet dazu? Ich bin ziemlich sicher, dass es Gmail nicht treffen wird, aber was ist mit Picassa oder Youtube?

Oh, mich pisst das Aus vom Google Reader wirklich an. Ich habe den gReader bestimmt 3-10 Mal am Tag genutzt und nahezu 100+ Feeds konsumiert. Es war vielleicht nicht das Produkt meiner kühnsten Träume gewesen, aber es war für meine Zwecke doch das beste Produkt.

PS: Die Ironie verschont diesen Blog Post wohl ebenfalls nicht, denn er ist auf Blogger gehostet und erreicht vermutlich 2,000+ Feedleser per Google Reader. Ich sag' dann schon mal Good bye, Leute.

Marcelo Calbucci , Google is about to learn a tough lesson


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